Gewalt an Schulen

Werden Jugendliche gewalttätig, treffen häufig verschiedene Faktoren in ungünstiger Konstellation zusammen. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Er­schei­nungs­for­men von Jugendgewalt, die von verbaler Aggression über Vandalismus bis zu Raubdelikten reicht. Die Opfer sind meist gleichen Alters.

Nach dem Vorbild des international anerkannten Ol­weus-Pro­gramms setzt sich die Polizei bundesweit an Schulen gegen das gezielte und systematische Schikanieren physisch und psychisch schwächerer Schüler ein. Das Mehr-Ebenen Programm setzt vorwiegend am Schul- und Klassen-Klima an und bezieht alle Beteiligten eines Ge­walt­kon­flikts ein.

Keine Chance mehr für „Bullies“

Unter dem Motto „Keine Chance mehr für Bullies“ wirbt die Polizei bundesweit für das an Schulen erfolgreich erprobte „An­ti-Bul­ly­ing-Pro­gramm“ zur Ge­walt­prä­ven­ti­on.

Unter dem sogenannten „Bullying“ versteht man gezielte, systematische und wiederholte Schikanen physisch und psychisch stärkerer Schüler gegenüber Schwächeren: Die Täter, die „Bullies“, isolieren und attackieren bei diesem Grup­pen­phä­no­men einen oder ein paar wenige hilflose Schüler aus dem Klas­sen­ver­band. Von verbalen Attacken und Demütigungen, Hänseleien bis hin zu immer wie­der­keh­ren­den körperlichen Angriffen reicht das In­stru­men­ta­ri­um der Quälereien, dessen sich die „Bullies“ bedienen.

Gegen diese Aggressionen und Ge­walt­tä­tig­kei­ten wurde das Bul­ly­ing-Prä­ven­ti­ons-Pro­gramm im norwegischen Bergen unter Leitung von Professor Dan Olweus entwickelt. Anlass war der Selbstmord von drei norwegischen Jungen nach anhaltendem und grobem Bullying durch Gleichaltrige.  

Das international anerkannte Ol­weus-Pro­gramm setzt vorwiegend am Schul- und Klassenklima an und basiert auf folgenden Prinzipien:

  • Warm­her­zig­keit, Interesse und Engagement der Erwachsenen
  • klare Grenzen für inakzeptables Schü­ler­ver­hal­ten
  • konsequente, aber nicht feindselige Reaktionen bei Re­gel­ver­let­zun­gen
  • ein gewisses Maß an Beobachtung und Kontrolle und
  • Erwachsene, die auch als Autoritäten handeln.

 

Die einzelnen Maßnahmen des Programms betreffen:

  • die Schulebene (z. B. eine verbesserte Pau­sen­auf­sicht, Leh­rer­fort­bil­dung, Besprechung von Ver­hal­tens­re­geln und Maßnahmen zwischen Lehrern und Eltern)
  • die Klassenebene (z. B. Regeln gegen störendes und aggressives Verhalten, Streit­schlich­tung, Rollenspiele zum sozialen Problemlösen, kooperative Lernformen) und
  • die Ebene des einzelnen Schülers (z. B. ernsthafte Gespräche mit aggressiven Schülern und ihren Eltern, gezielte Unterstützung von Opfern, schul­psy­cho­lo­gi­sche Maßnahmen).  

 

Dieser Ansatz umfasst alle Beteiligten des Ge­walt­kon­flikts vom Lehr- und Schulpersonal über die Eltern, Täter und Opfer bis hin zu den Mitschülern. Dabei ist entscheidend, so früh als möglich zu intervenieren und bereits die sich anbahnende Gewalt einzudämmen. Da die An­ti-Bul­ly­ing-Stra­te­gie an zahlreichen Schulen erprobt wurde, sind mit diesem Programm auch in Deutschland zwi­schen­zeit­lich Erfolge zu verzeichnen

 

Handreichung „Her­aus­for­de­rung Gewalt“ für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte

Die deutsche Polizei hat bereits 1997 zusammen mit Pädagogen die wichtigen Erkenntnisse des Prä­ven­ti­ons-An­sat­zes von Dan Olweus zu­sam­men­ge­stellt und in einer Handreichung mit dem Titel „Her­aus­for­de­rung Gewalt“ ver­öf­fent­licht. Diese Handreichung wurde nun von Frau Professor Bannenberg grundlegend überarbeitet und bietet neben dem erfolgreich evaluierten In­ter­ven­ti­ons­pro­gramm von Olweus aktuelle Informationen zum Thema Gewalt und konkrete Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zu deren Prävention. Außerdem enthalten ist ein Beitrag von Thomas Grüner zur „Umsetzung von Olweus in der Praxis: Er­folgs­be­dingn­gen von Mehr-Ebe­nen-Pro­gram­men zur Ge­walt­prä­ven­ti­on“ sowie Hinweise und Prä­ven­ti­ons­an­sät­ze zu neuen und besonderen Er­schei­nungs­for­men von Gewalt an jungen Menschen, wie Gewalt in den „Neuen Medien“ oder als Amokläufe bezeichnete Mehr­fachtö­tun­gen mit unklarer Motivlage.  

 

Entwicklung und Ursachen von Jugendgewalt

Bei den Ursachen, warum Jugendliche gewalttätig werden, lassen sich ver­schie­dens­te Faktoren ausmachen, die dann häufig noch in einer ungünstigen Konstellation zu­sam­men­tref­fen. Wer zuhause in der Familie Gewalt als Mittel der Kon­flikt­lö­sung erlebt, schlägt als Jugendlicher selbst auch eher zu. Hinzu kommen Gruppenzwänge, un­struk­tu­rier­tes Frei­zeit­ver­hal­ten, Rol­len­un­si­cher­heit, Er­leb­nis­hun­ger und veränderte Werte.

Die Gewöhnung an Aggression und Brutalität durch den län­ger­fris­ti­gen Konsum ent­spre­chen­der Medien schließlich kann bei labilen Jugendlichen ebenfalls Hemmschwellen absenken. Belastend sind auch In­te­gra­ti­ons­pro­ble­me, un­struk­tu­rier­tes Frei­zeit­ver­hal­ten sowie Perspektiv- und Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit.

Vielfältig wie die Ursachen sind auch die Er­schei­nungs­for­men der von Jugendlichen verübten Gewalt. Die Facetten der Gewalttaten reichen von verbaler Aggression, Bedrohung, Nötigung, Kör­per­ver­let­zung und Sach­be­schä­di­gung bis hin zu Raubdelikten und Erpressung. Opfer dieser Qualen sind meist wieder junge Menschen. Deshalb sind sie nicht nur als Täter, sondern auch als Opfer über­pro­por­tio­nal betroffen: Kinder und Jugendliche haben ein zwei- bis dreimal häufigeres Risiko, Opfer von Straßenraub und Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­ten zu werden als Erwachsene.

Eine wirksame Bekämpfung der Ge­walt­kri­mi­na­li­tät bei Jugendlichen gehört zu den wichtigsten Her­aus­for­de­run­gen unseres de­mo­kra­ti­schen Staates. Auf der Suche nach Le­bens­in­hal­ten und Vorbildern brauchen Jugendliche Halt und Orientierung. Eine zentrale Schlüs­sel­rol­le der Ge­walt­prä­ven­ti­on fällt dabei der Familie zu. Hier sollten die Grundlagen für ein gutes So­zi­al­ver­hal­ten gelegt und bei­spiels­wei­se gewaltfreie Kon­flikt­lö­sun­gen gelernt und Selbst­wert­ge­fühl entwickelt werden. Dazu will die Broschüre „Wege aus der Gewalt – So schützen Sie Ihr Kind“ beitragen. Sie ist für Eltern und Er­zie­hungs­ver­ant­wort­li­che gedacht.

Darüber hinaus bietet die Polizei im Rahmen der Ge­walt­prä­ven­ti­on ein Medienpaket mit dem Titel „Abseits?!“ für die Arbeit mit Schülern ab neun Jahren an. Es beinhaltet eine DVD mit sechs Filmsequenzen zu den Themen...

  • Verbale Aggression
  • Mobbing
  • Körperliche Aggression
  • Sach­be­schä­di­gung / Graffiti
  • Erpressung / Abzocken
  • Handygewalt

 

Zusätzlich beinhaltet es ein Begleitheft für Pädagogen. Das Medienpaket „Abseits?!“ wurde bundesweit an alle Grundschulen versandt und be­rück­sich­tigt Elemente der An­ti-Bul­ly­ing-Stra­te­gie.

Medien zum Thema

Her­aus­for­de­rung Gewalt

Handreichung, PDF

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Wege aus der Gewalt

Broschüre, 44 Seiten, A5

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