Kinder vor sexueller Gewalt schützen
Der sexuelle Missbrauch von Kindern wird vergleichsweise selten von fremden Tätern verübt. Betroffene Kinder erfahren sexuelle Gewalt in ihrem sozialen Umfeld: Zuhause, in der Schule oder im Verein.
Sexueller Missbrauch von Kindern geschieht nicht in der Öffentlichkeit, sondern in der Familie, in der Verwandtschaft oder im engeren Bekanntenkreis. Die enge Beziehung zwischen Opfer und Täter erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Missbrauch über eine längere Zeit, intensiv und mit mehr (psychischer) Gewalt ausgeübt wird.
Verbale Belästigungen, sexuelle Berührungen, exhibitionistische Handlungen, Masturbation sowie orale, vaginale und anale Vergewaltigungen sind die häufigsten Formen der sexuellen Gewalt an Kindern. Nicht vergessen werden darf die Kinderpornografie, die durch das Internet besonders schnell verbreitet wird.
Die Anzahl der angezeigten und ausgewiesenen Fälle des sexuellen Missbrauchs ist bezüglich des tatsächlichen Ausmaßes nur begrenzt aussagefähig, da gerade in diesem Deliktsbereich die Dunkelziffer hoch eingeschätzt werden muss. 2023 wurden 16.375 Fälle in der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik registriert.
Das kindliche Opfer hat oftmals - bedingt durch die nahe Beziehung zum Täter - nicht die Möglichkeit, auf den Missbrauch aufmerksam zu machen oder den Missbrauch zu beenden. Von den im Jahr 2023 erfassten Opfern eines sexuellen Missbrauchs waren 3.878 mit dem Tatverdächtigen verwandt, 463 waren eng befreundet. 3.006 waren mit dem Tatverdächtigen bekannt bzw. befreundet. 1.812 kannten den Tatverdächtigen durch eine flüchtige Bekanntschaft.
1.005 hatten mit dem Tatverdächtigen eine formelle soziale Beziehung in Institutionen, Organisationen und Gruppen, 5.144 hatten mit dem Tatverdächtigen keine Beziehung. Bei 3.189 ist die Beziehung ungeklärt.
Kampagne "Missbrauch verhindern!" zeigt Erwachsenen wie sie Kinder schützen können
Alle Erwachsenen haben - unabhängig von verwandtschaftlichen oder bekanntschaftlichen Beziehungen - die Verpflichtung zum Hinsehen und Einschreiten, um Kinder vor Gewalt und sexueller Ausbeutung zu schützen. Dabei sind sie nicht allein. Es gibt Beratungsstellen und andere Angebote, die bei einem Verdacht auf sexuelle Gewalt gegen Kinder betreuend zur Seite stehen. Auch die Polizei hat dafür entsprechende Fachdienststellen eingerichtet.
- Schützen Sie Kinder durch Ihr Wissen. Informieren Sie sich über Fakten und Risiken – Unkenntnis begünstigt Missbrauch.
- Schützen Sie Kinder durch Ihre Offenheit. Machen Sie Missbrauch nicht zum Tabuthema – damit helfen Sie Opfern, sich anzuvertrauen.
- Schützen Sie Kinder durch Ihre Aufmerksamkeit. Oft gibt es Signale für Missbrauch - seien Sie aufmerksam.
- Schützen Sie Kinder durch Ihr Vertrauen. Vertrauen Sie den Aussagen von Kindern. Kinder erfinden selten eine an Ihnen begangene Straftat.
- Schützen Sie Kinder durch Ihr Handeln. Kümmern Sie sich um betroffene Kinder, holen Sie sich Hilfe und erstatten Sie Anzeige. Kinder können den sexuellen Missbrauch nicht beenden, sie brauchen die Hilfe von Erwachsenen.