Sexueller Missbrauch: Mehr Hilfeangebote erforderlich

Kind hält Puppe fest.

Rund zwei Drittel der psychisch auffälligen und be­hand­lungs­be­dürf­ti­gen Kinder, die sexuell missbraucht wurden, erhalten keine the­ra­peu­ti­sche Hilfe. Um Armut und soziale Ausgrenzung zu vermeiden, seien spezifische Angebote für komplex trau­ma­ti­sier­te Betroffene dringend erforderlich, sagt der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kin­des­miss­brauchs (UBSKM), Jo­han­nes-Wil­helm Rörig.

„Über 60 % der psychisch auffälligen und be­hand­lungs­be­dürf­ti­gen Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland sexuellen Missbrauch erleiden mussten, nehmen keine miss­brauchs­be­zo­ge­ne the­ra­peu­ti­sche Hilfe in Anspruch be­zie­hungs­wei­se haben keinen Zugang zu adäquater Therapie“, erklärt Professor Jörg M. Fegert, Leiter der Klinik für Kinder- und Ju­gend­psych­ia­trie und –therapie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm. Diese Un­ter­ver­sor­gung sei besonders erschreckend, wenn man be­rück­sich­ti­ge, dass die WHO in ihrem Report zu Misshandlung in Europa feststellt, dass 90 % der Fälle von Ver­nach­läs­si­gung, Misshandlung und Missbrauch in den Institutionen, auch im Ge­sund­heits­we­sen, nicht wahrgenommen werden. „Wir reden also nur über die Spitze des Eisbergs der schon erkannten Miss­brauchs­fäl­le - und selbst da gelingt es uns nicht, eine hinreichende Versorgung sicher zu stellen“, sagt der Mediziner.

Viele Betroffene, die keine angemessene Hilfe bekommen, kämpfen nicht nur mit den psychischen und physischen Folgen des Missbrauchs, sondern leiden auch unter schulischen Misserfolgen und Bil­dungs­ab­brü­chen, häufig auch unter Be­zie­hungs­ab­brü­chen. Je früher Missbrauch erkannt wird, desto größer sind die Chancen für die Betroffenen, die traumatischen Erfahrungen bewältigen zu können. „Je früher Kinder und Jugendliche, die sexuelle Gewalt erlitten haben, Hilfe erhalten, desto besser können sie das Erlebte in ihr Leben integrieren und sich gute Le­bens­per­spek­ti­ven aufbauen“, sagt Miss­brauchs­be­auf­trag­ter Rörig.

Weitere Informationen finden Sie hier auf unserer Homepage unter: sexueller Missbruach von Kindern.

Hilfe und Informationen für Betroffene, Angehörige, Ärzte- und The­ra­peu­ten­schaft und weitere Interessierte zum Thema sexueller Kin­des­miss­brauch gibt es auch beim