Stuttgart/Bonn. Der Cybersicherheitsmonitor 2024 zeigt, dass der Anteil der Unbesorgten im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte gestiegen ist – bei den 16- bis 22-Jährigen sogar um 16 Prozentpunkte. In der jüngsten Altersgruppe der 16- bis 22-Jährigen schätzen mehr als zwei Drittel (68 %) ihr Risiko, persönlich von Cyberkriminalität betroffen zu sein, als gering oder ausgeschlossen ein.
Schutzmaßnahmen seltener genutzt als im Vorjahr
Die Befragten gaben an, im Schnitt knapp vier (3,9) Schutzmaßnahmen gegen Cyberkriminalität zu ergreifen: Am häufigsten setzen sie dabei auf Antivirenprogramme und sichere Passwörter (je 47 %). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung der meisten Schutzmaßnahmen jedoch rückläufig. Fast ein Drittel der Befragten (29 %) gibt in diesem Zusammenhang ein bereits hohes vorhandenes Sicherheitsgefühl als Grund für die Nichtnutzung weiterer Schutzmaßnahmen an. Die 16- bis 22-Jährigen hält am häufigsten ein zu hoher Aufwand ab (34 %). Mit im Durchschnitt 3,2 Schutzmaßnahmen verwenden sie am wenigsten Hilfsmittel, um sich abzusichern.
BSI-Präsidentin Claudia Plattner: „Die Studienergebnisse zeigen sehr deutlich, dass wir Cybersicherheit stärker denn je auf die Agenda der Bürgerinnen und Bürger heben müssen. Dazu müssen wir zum einen die Bevölkerung dafür sensibilisieren, wie ernst die Lage aktuell ist. Zum anderen dürfen wir die Menschen damit aber nicht allein lassen: Wir brauchen technische Lösungen, die dafür sorgen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher vielen heutigen Risiken künftig erst gar nicht mehr ausgesetzt sein werden. Wir als BSI erforschen aktuell zum Beispiel Methoden zur technischen Erkennung gefälschter Inhalte.“
Betrug bleibt häufigste Straftat im Internet
44 Prozent der in den vergangenen zwölf Monaten von Cyberkriminalität Betroffenen wurden Opfer von unterschiedlichen Online-Betrugsformen, darunter Identitätsdiebstahl und Betrug per Messengerdienst. 23 Prozent wurden beim Onlineshopping betrogen, 15 Prozent beim Online-Banking. Betrug ist damit die häufigste Deliktform im Internet. Mit 28 Prozent ist der Anteil der von Betrug beim Onlinebanking Betroffenen bei den 16- bis 22-Jährigen deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung. Die häufigsten Folgen von Internetbetrug sind Vertrauensverluste in Online-Dienste (30 %) und finanzielle Schäden (26 %).
Dr. Stefanie Hinz, Landespolizeipräsidentin und Vorsitzende des ProPK: „Niemand, ob jung oder alt, sollte sorglos im Internet unterwegs sein. Cyberkriminelle finden immer wieder neue Wege, um an Daten oder Geld der Nutzerinnen und Nutzer zu gelangen. Auch bei Kriminalität im Internet gilt wie bei allen anderen Straftaten, melden Sie diese immer der Polizei. Nur wenn streng gegen Täter vorgegangen wird, kann finanzieller und psychischer Schaden von möglichen weiteren Opfern ferngehalten werden.“
Ausblick: Fokusthema Smarthome
Nur 36 Prozent der Befragten schätzen ihr persönliches Risiko, von Kriminalität im Internet betroffen zu sein, eher oder sehr hoch ein. Davon wiederum sind etwa ein Drittel (37 %) aufgrund der zunehmenden Vernetzung und steigenden Anzahl internetfähiger Geräte besorgt. Ob Staubsaugerroboter, Smart Speaker oder mit dem Internet verbundene Lichtsteuerung: Das diesjährige Fokusthema des Cybersicherheitsmonitors, das den zweiten Teil der Erhebung ausmachen wird, untersucht, welche Smarthome-Geräte Menschen nutzen, wie sie diese absichern und welchen Risiken sie sich bei der Nutzung bewusst sind. Veröffentlicht werden die Ergebnisse des Fokusthemas im September 2024.
Einen Kurzbericht sowie eine ausführliche Ergebnispräsentation des Cybersicherheitsmonitors sind auf den Webseiten von BSI und ProPK zu finden.
Über den Cybersicherheitsmonitor: Die diesjährige Bürgerbefragung ist bereits die sechste gemeinsame Erhebung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). BSI und ProPK bündeln ihre Kräfte, um Bürgerinnen und Bürger umfassend über Risiken und Schutzmöglichkeiten im Internet aufzuklären. Basierend auf einer repräsentativen Stichprobe erheben sie im Rahmen des Cybersicherheitsmonitors gemeinsam das Informations- und Schutzverhalten der Bevölkerung sowie die Betroffenheit von Cyberkriminalität. Die diesjährige Befragung wurde vom 28. Februar bis 4. März 2024 durchgeführt. Dabei wurden 3.047 Personen ab 16 Jahren bundesweit befragt und die Ergebnisse anhand der Bevölkerungsstrukturmerkmale Alter, Geschlecht, Bundesland und Bildung in Deutschland gewichtet.