Islamismus & Salafismus - gottgewollte Ordnung statt Demokratie
Islamismus & Salafismus - gottgewollte Ordnung statt Demokratie
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Unter Islamismus versteht man eine Sammelbezeichnung für politische Ideologien, in deren Mittelpunkt die angebliche „gottgewollte“ Ordnung steht, die das gesamte öffentliche und private Leben bestimmen soll. Die Religion des Islam wird dabei von radikalen Islamisten für politische Zwecke und Ziele instrumentalisiert: Sie wollen im Namen des Islam eine allein religiös legitimierte Gesellschafts-, Staats- und Rechtsordnung errichten. Dabei lehnen sie die in Deutschland geltende freiheitlich demokratische Grundordnung ab.
Einige islamistische Gruppen bewegen sich im sogenannten legalistischen Bereich und versuchen ihre Gesellschaftsordnung im Rahmen der geltenden Gesetze zu verwirklichen. Andere sind offen für die Begehung von Straftaten bis hin zur Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele. Der Übergang zwischen legalistischen und gewaltbereiten Strömungen kann fließend sein. Einige sind als terroristisch einzustufen.
Salafismus - eine dynamische islamistische Bewegung
Salafisten orientieren sich an den ersten drei Generationen der Muslime, die als die „rechtschaffenen Altvorderen“ (arab. as-salaf as-salih) gelten. Sie behaupten, genauso leben zu wollen, wie es der Prophet Muhammad im 7. Jahrhundert als richtig beschrieben habe. Dabei orientieren sich Salafisten in vielen Fragen unmittelbar am Wortlaut des Koran und den Aussagen und Handlungsweisen Muhammads (Hadithe und der Sunna).
Anhänger des Salafismus stellen eine Minderheit unter den Muslimen dar. Die Verbreitung des Salafismus wird u.a. durch Organisationen aus Saudi-Arabien weltweit gefördert.
Aus der Sicht der Salafisten verstößt jeder Versuch, das wortwörtliche Verständnis der Formulierungen in Koran und Sunna zu hinterfragen und sie nach den dahinterstehenden Werten und Zielen zu befragen, wie es in der islamischen Geistesgeschichte über Jahrhunderte verbreitet war und für die meisten Muslime heute noch üblich ist, gegen die Unveränderlichkeit der göttlichen Botschaft.
Gemeinsam ist Salafisten der Anspruch, den einzig wahren Islam zu kennen und zu leben. Sie behaupten, exklusiv über die Wahrheit der Religion zu verfügen. Alle anderen Muslime, die in großen oder kleinen Fragen andere Ansichten vertreten, gelten ihnen als Abweichler von der wahren Lehre oder gar als Ungläubige. Sie verfolgen das Ziel, eine islamische Gesellschaftsordnung zu errichten, entweder durch Missionierung von sogenannten Ungläubigen („Da’wa"-Arbeit) oder beim jihadistischen Salafismus auch mittels Gewaltanwendung.
Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber gibt in seinem Artikel einen Überblick über das Phänomen: „Salafismus – was ist das überhaupt?“
Missionierung: Anwerbungsversuche durch Salafisten
Salafistische Prediger treten oft sehr charismatisch auf und üben gerade auf Jugendliche eine intensive Anziehungskraft aus. Sie bieten diesen Jugendlichen, die auf der Suche nach Sinn, Anerkennung und Zugehörigkeit sind, eine Anlaufstelle und Orientierung in einer vermeintlich unübersichtlichen Welt. Dabei spielt die Herkunft oder Biographie der Jugendlichen keine Rolle. So finden auch Konvertiten willkommene Aufnahme, wenn sie bereit sind, sich den Regeln der Salafisten zu unterwerfen.
Salafisten verteilten im Rahmen von Missionierungskampagnen seit 2012 kostenlos Übersetzungen des Korans an Passanten in Fußgängerzonen und auf öffentlichen Plätzen. Im November 2016 wurde die dahinterstehende Organisation „Die wahre Religion“ alias „LIES! Stiftung“/“Stiftung LIES“ verboten. „Die wahre Religion“ mit der Kampagne „Lies!“ ist das älteste Netzwerk für Missionierungskampagnen. Die Organisation verbreitete unter anderem verfassungsfeindliche Botschaften. Bei der Verteilung von Koranübersetzungen in Fußgängerzonen kamen auch jihadistische Islamisten zusammen und versuchten, Jugendliche für ihre Ideologien anzuwerben.
Jihadismus - bereit zur Gewaltanwendung
Der Jihadismus ist eine eigene Strömung, die sich aus dem Islamismus und dem Salafismus speist und durch die Bereitschaft zur Gewaltanwendung charakterisiert ist. Zu den jihadistischen Gruppierungen zählen zum Beispiel der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) und „al-Qaida“. Jihadisten rufen im Internet, vor allem in den sozialen Online-Medien zum bewaffneten Kampf gegen die, wie sie sagen, „Feinde des Islam“ auf. Für sie ist terroristische Gewalt ein unverzichtbares Mittel gegen „Ungläubige“ und sogenannte korrupte Regime.
Mit Propagandatexten, aufwändigen Videos oder mit sogenannten „Naschids“ (Gesangs-Hymnen) werben sie für sich und Ihre Ideologie. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene sind die Zielgruppe der Appelle, „endlich aufzustehen“ und gegen die Ungerechtigkeit und angebliche Unterdrückung der Muslime zu kämpfen. Verbunden wird die Botschaft mit Bildern von Gewalt, unschuldigen Opfern und Krieg. Versprochen werden Heldentum, Abenteuer und die Aussicht, als Märtyrer ins Paradies zu kommen.
Dabei stammt der Begriff „Jihad“ vom arabischen Begriff für „sich bemühen“ ab und bedeutet ursprünglich, sich für ein gottgefälliges Leben anzustrengen oder auch mit spirituellen Mitteln zu kämpfen (der sogenannte „große Jihad“). Jihadisten jedoch sprechen vom militanten, kämpferischen Jihad (dem „kleinen Jihad“). Sie sehen in diesem individuellen aktiven Kampf gegen die sogenannten „Ungläubigen“ (Kuffar) und zur Verbreitung des Herrschaftsgebietes des Islam eine individuelle Pflicht eines jeden Moslems (arab. farḍ al-ʿayn) zusätzlich zu den bekannten „Fünf Säulen“.
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