Glossar D

Bitte geben Sie beim Zitieren aus dem Glossar folgende Quelle an:

Ver­bund­pro­jekt Transit
Deutsches Institut für Urbanistik
Sicherheit im Wohnumfeld - Glossar
Berlin 2014

De­fen­si­ble-Space-Theo­rie

Die De­fen­si­ble-Space-Theo­rie geht auf das Konzept des Ar­chi­tek­tur­so­zio­lo­gen Oscar Newman (1972) zurück. Das Konzept wurde erstmals in den späten 1960er-Jahren in den USA entwickelt. Es bildet den theoretischen Hintergrund für viele städ­te­bau­li­che Prä­ven­ti­ons­an­sät­ze und die Integration von Si­cher­heits­fra­gen in die räumliche Planung. Den Kern des Ansatzes bildet die Forderung, die gebaute Umgebung (besonders Wohngebiete) bau­lich-räum­lich so zu gestalten, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in der Lage und bereit sind, Verantwortung für bestimmte Bereiche zu übernehmen und damit die soziale →Kontrolle in den betreffenden Bereichen zu verstärken. Die bauliche Gestaltung soll dazu beitragen, funk­ti­ons­fä­hi­ge →Nach­bar­schaf­ten zu schaffen. Robuste Strukturen der Selbsthilfe sollen die Notwendigkeit staatlicher oder kommunaler In­ter­ven­tio­nen verringern. Gleichzeitig wird eine solche Ver­räum­li­chung der →Kri­mi­nal­prä­ven­ti­on auch deutlich kritisiert: wegen ihrer vereinfachten kausalen Verbindung von →Raum und abweichendem →Verhalten und wegen der Betonung bau­lich-räum­li­cher gegenüber sozialen Lösungen (vgl. Belina 2006; Schreiber 2011; Kober 2012). 

Delikt

Delinquenz

Delinquenz beschreibt im deutsch­spra­chi­gen Raum die Gesamtheit aller straf­recht­lich relevanten Handlungen. Wobei Delinquenz, im Gegensatz zu →Kriminalität, auch solche Handlungen einschließt, die von Kindern begangen wurden, d.h. von Personen, die das Straf­mün­dig­keits­al­ter noch nicht erreicht haben. Im an­glo-ame­ri­ka­ni­schen und französischen Raum wird der Begriff auch für nicht nor­men­kon­for­mes Verhalten verwendet (vgl. Feltes/Kerner o.J.). Im tran­sit-Pro­jekt wird das Verständnis des deutsch­spra­chi­gen Raumes übernommen. 

Des­or­ga­ni­sa­ti­on, soziale

Der Begriff "soziale Des­or­ga­ni­sa­ti­on" wurde von Soziologen der Chicagoer Schule geprägt und wird oft als mangelnder sozialer Zusammenhalt, häufig mit räumlichem Bezug, bezeichnet. In der Theorie der sozialen Des­or­ga­ni­sa­ti­on sind folgende Ursachen hoher soziale Des­or­ga­ni­sa­ti­on in den Nach­bar­schaf­ten bekannt: hohe Armutsrate, hohe ethnische Heterogenität, hohe Be­woh­ner­mo­bi­li­tät (Wohn­orts­wech­sel) und hoher Anteil an un­voll­stän­di­gen Familien. Soziale Des­or­ga­ni­sa­ti­on kann zu →Kriminalität und einem Mangel an informeller sozialer →Kontrolle führen (vgl. Veil 2008: 18, Siegmunt 2012).

Devianz

Dokumentation, polizeiliche

"Sys­te­ma­ti­sches Erheben, Ordnen, Speichern und Aufbereiten von Informationen [durch die Polizei].

  • interne Dokumentation:Dokumentation, die überwiegend Ver­fah­rens­ab­läu­fe und Ar­beits­er­geb­nis­se innerhalb der Organisation festhält und die im Regelfall keinen Rechts­ein­griff darstellt.
  • taktische Dokumentation:Dokumentation, die grundsätzlich Dritte betrifft, im Regelfall mit Rechts­ein­grif­fen verbunden ist oder Ge­fah­ren­si­tua­tio­nen bzw. Störungen festhält, insbesondere durch die Anfertigung von Über­sichts­auf­nah­men bzw. Ein­zel­auf­nah­men oder durch die Darstellung von Ereignissen." (Wessel 2013)

Dunkelfeld

Das Dunkelfeld beschreibt den Teil der →Kriminalität, welche nicht amtlich registriert ist und der Polizei unbekannt ist (vgl. BMI 2012: 3). Davon zu unterschieden ist das →Hellfeld. Zu beachten ist, dass "Änderungen im An­zei­ge­ver­hal­ten der Bevölkerung oder in der Ver­fol­gungs­in­ten­si­tät der Polizei […] die Grenze zwischen dem Hell- und Dunkelfeld verschieben können, ohne dass sich der Umfang der tatsächlichen →Kriminalität verändert hat" (ebenda: 3).