Glossar I
Bitte geben Sie beim Zitieren aus dem Glossar folgende Quelle an:
Verbundprojekt Transit
Deutsches Institut für Urbanistik
Sicherheit im Wohnumfeld - Glossar
Berlin 2014
Incivilities
Incivilities beschreiben sichtbaren Verfall im Stadtbild und Verstöße gegen die öffentliche Ordnung. Zu unterscheiden ist zwischen
- physischen Incivilities bzw. physical disorder (z.B. zerstörte Fensterscheiben, Müll und Schmutz im öffentlichen Raum, Graffiti) und
- sozialen Incivilities bzw. social disorder (z.B. Betrunkene, öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum, Betteln) (vgl. Häfele 2006).
Incivilities sind meist nicht strafbar, werden aber häufig als →Ordnungswidrigkeit klassifiziert und von kommunalen Ordnungskräften verfolgt. Von ihnen selbst geht häufig keine →Bedrohung aus, sie können aber als Zeichen sozialer →Desorganisation und fehlender sozialer →Kontrolle interpretiert werden und, der →Broken-Windows-Theorie folgend, dadurch die subjektive →Sicherheit beeinflussen und die →Kriminalitätsfurcht verstärken sowie auf längere Sicht zu schwerer →Kriminalität führen (vgl. Häfele 2006 unter Bezugnahme auf Wilson/Kelling 1982). Allerdings gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen wahrgenommenen →Incivilities und →Kriminalität sowie →Kriminalitätsfurcht empirisch nicht feststellen (vgl. Häfele 2006; Hohage 2004).
Innenraum
Der Innenraum bezeichnet, im Unterschied zum →Außenraum, einen abgegrenzten umbauten physischen Raum (vgl. Abt 2013).
Integrativer Ansatz
Die Polizei versteht unter einem integrativen Ansatz eine "ganzheitliche Aufgabenwahrnehmung von Verkehrssicherheitsarbeit und Kriminalitätsbekämpfung. Präventive Maßnahmen, repressive Maßnahmen oder Maßnahmen zum Opferschutz werden für diese beiden Aufgabenfelder miteinander verzahnt" (Wessel 2013). Im Bereich der Stadtentwicklung wird der Begriff "integrativ" häufig synonym zum Begriff "integriert" verwendet (→Stadtentwicklung, integrierte).
Interview
Das Interview ist eine Form einer mündlichen →Befragung, von Personen, bei der Fragen durch den Interviewer oder die Interviewerin gestellt werden. Es gibt eine große Vielfalt von Formen eines Interviews, die sich nach folgenden Kriterien unterscheidet:
- "nach dem Ausmaß der Standardisierung (strukturiert – halb strukturiert – unstrukturiert)
- nach dem Autoritätsanspruch des Interviewers (weich – neutral – hart)
- nach der Art des Kontaktes (direkt – telefonisch – schriftlich)
- nach der Anzahl der befragten Personen (Einzelinterview – Gruppeninterview)
- nach der Anzahl der Interviewer (ein Interviewer – Tandem – Hearing) oder
- nach der Funktion (z.B. ermittelnd – vermittelnd)" (Bortz/Döring 2006: 238).
Interviews sind eine gängige Form der qualitativen Erhebungsmethoden, bei denen die subjektive Sichtweise der Personen ermittelt wird. Interviews sind wenig bis gar nicht anonym. Ein wichtiger Vorteil ist dabei, dass bei einem Interview alle Unklarheiten und Unverständlichkeiten z.B. bezüglich Fragenformulierungen, im Gegensatz zu einer schriftlichen →Befragung auf Basis eines →Fragebogens, sofort geklärt werden können. Interviews sind im Allgemeinen sehr kostenintensiv. Andererseits ermöglichen es die Interviews, an Informationen zu kommen, die auf einem anderen Wege schlecht ermittelbar wären (z.B. bei Expertenbefragungen) (vgl. ebenda).