Glossar N
Bitte geben Sie beim Zitieren aus dem Glossar folgende Quelle an:
Verbundprojekt Transit
Deutsches Institut für Urbanistik
Sicherheit im Wohnumfeld - Glossar
Berlin 2014
Nachbarschaft
Der Begriff Nachbarschaft kann in zwei Verständnisse unterteilt werden. Zum einen wird darunter eine soziale Gruppe verstanden, der der Wohnort gemeinsam ist. Zum anderen bezeichnet er den physischen Raum des →Quartiers (vgl. Schubert/Veil 2011). Das erste Verständnis ist stark normativ aufgeladen, da von einer Nachbarschaft als soziale Gruppe erwartet wird, dass deren „Mitglieder aufgrund der Gemeinsamkeit des Wohnens miteinander interagieren“ (vgl. Häußermann/Siebel 2004) und Funktionen wie soziale →Kontrolle ausüben.
Nachbarschaft, überforderte
Unter überforderten Nachbarschaften werden →Quartiere verstanden in denen eine Konzentration vielfältiger Problemlagen (bauliche und soziale) besteht. Aus dieser Situation entstehen Konflikte und Situationen, die die verschiedenen Akteure und Akteurinnen überfordern: sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner z. B. bei gegenseitiger Hilfe und Ausübung sozialer →Kontrolle, als auch die Kommunen und →Wohnungsunternehmen bei ihrer Aufgabenerfüllung. Folge der Entwicklung können Stigmatisierung der Nachbarschaft, eine hohe Kriminalitätsrate, eine Bewohnerschaft mit hoher Arbeitslosen- und Armutsquote sowie großem Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund sein (vgl. Häußermann/Siebel 2004).
Neighbourhood Watch
Neighbourhood Watch ist eine Form des →Community-Policing, bei der es „sich im Allgemeinen um Gruppen von Bürgern einer Straße oder eines Blocks [handelt], die mit der Polizei zur Abwehr von Kriminalität kooperieren“ (NMSFFG 2005). Bei dieser kriminalpräventiven Maßnahme wird davon ausgegangen, dass aufgrund der offen ausgeübten sozialen →Kontrolle die Kriminalitätsrate sinkt (vgl. ebenda). Diese Maßnahme ist nicht unumstritten und wird entsprechend der Kritikpunkte am →Community-Policing diskutiert.
Nutzungsmischung
Die Nutzungsmischung ist ein räumliches Ordnungsprinzip der Stadtentwicklung. Es ergibt sich aus der Aneignung von Flächen. Planerisch wird die →Funktionsmischung §5 des Baugesetzbuches im Flächennutzungsplan festgelegt, im Gegenzug geht es bei der Nutzungsmischung nicht um die zugeschriebene Funktion sondern um die tatsächlich stattfindende Nutzung. Die Nutzungsmischung ist eine Reaktion auf das städtebauliche Leitbild der →Funktionstrennung. In Reaktion auf die negativen Folgen der Funktionstrennung wurde die Diskussion um die Nutzungsmischung insbesondere von der US-amerikanischen Stadtkritikerin Jane Jacobs belebt, die Nutzungsmischung als integralen Bestandteil der Stadtkultur sah. Durch die Mischung der Bereiche Arbeit und Wohnen sowie Verkehr, Erholung und Versorgung, werden Begegnungs- und Kommunikationsmöglichkeiten in der Stadt geschaffen und auf neuere demographische, ökonomische und ökologischen Entwicklungen reagiert (vgl. Kuder 2001; weitere Literatur Bahrdt 1964; Mitscherlich 1963; Becker/Jessen/Sander 1998). Sie wird heute als Teil der nachhaltigen Stadtentwicklung und Stadt der kurzen Wege gesehen (vgl. BBR 2000). In der Regel führt die Nutzungsmischung zu einer höheren Wohnzufriedenheit und einem dem Wohnumfeld gegenüber gesteigerten Verantwortungsgefühl (vgl. NMSFFG 2005).